STS AG 2022+

Maurus Lauber, CEO Swiss Travel System AG

Die STS AG darf bis zum Beginn der Pandemie auf sehr erfolgreiche Jahre zurückblicken. Die ungewisse Zeit seit Sommer 2020 wurde genutzt, um die Strategie und Strukturen zu prüfen und neu auszurichten. Um optimal für die aktuellen und künftigen Herausforderungen gerüstet zu sein, stehen neben den neuen strategischen Schwer- punkten auch der Aufbau einer flexiblen, agilen und lernfördernden Unternehmenskultur im Fokus. Dazu wurden Hierarchiestufen abgebaut und die bisherigen zwei grossen Abteilungen auf vier neue Bereiche aufgeteilt.

Im Gespräch mit dem CEO Maurus Lauber erfahren wir mehr über die Hintergründe und Chancen der Reorganisation und werfen einen Blick in die Zukunft.

Was war der Auslöser für die Neuausrichtung?
In den vielen erfolgreichen Jahren war unser Fokus darauf ausgerichtet, das Gute noch besser zu machen – und dabei die Strategie nicht gross zu verändern. Mit dem dramatischen Einbruch unserer Umsatzzahlen 2020 haben wir uns Zeit genommen zu prüfen, ob wir auch nach der Pandemie die richtige Strategie, Struktur und Kultur haben. Da realisierten wir, dass es nicht so weitergehen kann wie bisher und es Zeit ist, uns fit für die nächsten Jahre zu machen.

Wieso war das genau der richtige Zeitpunkt?
Durch die Pandemie sind wir uns bewusst geworden, wie viele Veränderungen rund um uns herum in vollem Gange sind – teilweise mit hohem Tempo. Die Welt ab 2022 wird eine andere sein als zuvor. Dies betrifft neben dem touristischen Umfeld, den technischen Entwicklungen auch die Art und Weise, wie wir in unserer Firma zusammenarbeiten. Unsere Unternehmenskultur, mit welcher wir bis anhin erfolgreich gelebt haben, ist nicht mehr zeitgemäss und hindert uns, agiler und flexibler auf die vielen bevorstehenden Veränderungen zu reagieren. Darum haben wir die Gunst der Stunde während der letzten Monate genutzt und haben zusammen mit dem ganzen Team Strategie, Struktur und Kultur neu definiert.

Was ist das Ziel, welches die Reorganisation verfolgt?
Wir wollen schneller, besser und effizienter werden, Hierarchien abbauen und vermehrt unsere unternehmerisch denkenden Mitarbeitenden einbeziehen. Vor zehn Jahren sind wir mit 17 Personen in den zwei Abteilungen Marketing und Marktmanagement gestartet. In der Zwischenzeit haben wir die Anzahl Mitarbeitende fast verdoppelt, sind aber immer noch gleich aufgestellt. Das machte uns teilweise träge und stärkte ein „Silo-Denken“. Darum galt es zu reagieren.

Wie hast du den Prozess der Umstrukturierung erlebt?
Umstrukturierungen machen wohl Sinn – aber keinen Spass. Ich habe das auch so erlebt und gehe seit Beginn durch verschiedene Phasen. Ich lerne Neues zu definieren und anzustreben – und dabei Altes loszulassen. Das geht nicht ohne Emotionen. Weder bei mir – noch bei meinem Team. Es war motivierend, dass wir alle Entscheide mit dem ganzen Team abgestimmt haben. Das gibt auch in schwierigeren Prozessphasen Rückhalt und Zuversicht. Ich glaube zu 100% an den Erfolg unseres gemeinsamen Zieles, bewusst eine agile und lernfördernde Kultur aufzubauen – und das gibt mir Kraft und Zuversicht, dass wir das Richtige machen.

Was ist dir beim Prozess sehr leichtgefallen?
Es hat mich beeindruckt, wie schnell wir bei allen relevanten Entscheiden mit allen involvierten Mitarbeitenden einen stimmigen Konsens gefunden haben. Der ganze Strategieprozess lief reibungslos ab. Dank eines klaren Plans konnten wir alle definierten Milestones ohne Probleme erreichen.

Was war die grösste Herausforderung während dem gesamten Prozess?
Es gab bisher zwei Herausforderungen. Die erste war es, immer zu achten, dass das gesamte Team über alle Veränderungsschritte offen und transparent informiert bleibt. Die zweite und sehr emotionale war es, personelle Entscheide zu treffen. Mit dem geplanten Abbau von Hierarchien, war es in unserer kleinen Firma unmöglich, für alle einen angemessenen Platz zu finden. Einzelne, engagierte und anerkannte Mitarbeitende haben sich in der Folge dazu entschieden, die STS AG zu verlassen und sich auf dem Arbeitsmarkt neu zu orientieren. Sie führen ihre aktuelle Funktion noch bis Ende dieses Kalenderjahres aus und begleiten und unterstützen unser Team durch die Übergangszeit. Diese professionelle Haltung weiss ich sehr zu schätzen.

Worin siehst du die grössten Chancen in der neuen Struktur?
Mit den vier neuen Bereichen werden wir viel agiler. Wir werden bewusster auf die Bedürfnisse der Mandatsgeber und Distributionspartner in den Märkten eingehen können. Durch das interdisziplinäre Zusammenarbeiten werden wir täglich viel lernen – und gleichzeitig mit jedem Lernschritt besser, effizienter und effektiver. Der Abbau von Hierarchien stärkt die Übernahme von Eigenverantwortung im ganzen Team und damit auch die Motivation. Darauf freue ich mich riesig.

Was war dein grösstes Learning, welches du aus diesem Prozess ziehst?
Dass «Digitale Transformation» nichts mit technischen Tools zu tun hat – sondern mit der nötigen Fitness, in einem schnelllebigen Umfeld agil reagieren zu können. Gelernt habe ich auch, wie wichtig es ist, zusammen mit dem ganzen Team solche Veränderungen anzupacken – und umzusetzen. Ich habe sehr tolle Mitarbeitende!

Was wird in den Monaten die grösste Herausforderung sein für dich und dein Team?
Oh ja – da warten einige Herausforderungen auf uns. Es gilt, die neue Strategie auch auf den Boden zu bringen und zu leben. Mittelfristig haben wir die Herausforderung, alle relevanten Prozesse in der neuen Organisation zu prüfen, anzupassen und optimal umzusetzen. Und über allem steht, dass es uns gelingt, unsere Kultur so umzustellen, dass wir als Firma, als Teams und als Einzelne lernfreudiger, agiler und flexibler werden.

Wo siehst du die STS AG in Zukunft?
Nach den so erfolgreichen Jahren wurden wir im 2020 regelrecht durchgeschüttelt. Das hat uns gutgetan. Die STS AG hat gelernt, wie wichtig die Bedürfnisse der Mandatsgeber und der Märkte sind und wird sich bewusst noch viel stärker darauf ausrichten. Mit der neuen Strategie und Struktur sind wir fit, die Erfolgsgeschichte trotz unsicheren Rahmenbedingungen weiterzuschreiben. Darauf freue ich mich riesig.

Interview vom 29. Oktober 2021

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